Man kann nicht nicht-kommunizieren, so hallt es durch die virtuellen und belebten Foren des 21. Jahrhunderts. Inmitten unserer Kultur der Kreativen und Aufdecker, der Aufklärer und Erleuchteten gerät jede Stille zum beredten Schweigen und jeder Anflug von Diskretion in den Verdacht, eine schreiende Ungerechtigkeit zu decken. Wir leben im Kommunikationszeitalter, in dem alles besprochen und verständlich gemacht werden kann – und muss. Wer nicht mitredet, existiert nicht. Gefragt wird er trotzdem.
Wenn es um Würdenträger der Religionen, die Funktionseliten der Kirche oder schlicht um die christliche Deutung irgendeines Ereignisses oder Phänomens geht, zeigt sich die politische Öffentlichkeit seit Jahren höchst interessiert an Wortbeiträgen aus der religiösen Sphäre. Worum es sich bei diesem Interesse handelt, harrt aber der Erforschung: Sollen Geheimnisse und Wunder aufgedeckt und begreifbar werden, oder ist man auch bereit, Stille und Andacht zu wahren, sich mit einer anderen Wirklichkeit zu konfrontieren? Und was hat zu sagen, wer sich mit solch einem Interesse konfrontiert sieht? Schließlich ist nicht offenkundig, ob sich vom Innigsten erzählen lässt, ohne dessen Quellgründe zu gefährden, oder ob es umgekehrt erst dem offenbar wird, der es zu schenken weiß?
Abbildung:Fotografie privat, Rügen 2010.
Kveta Kazmukova, Berlin
Aquarell
ESSAYS
Brigitte Sändig, Berlin
Sprechen, Schweigen und Geschwätz
Jean-Pierre Wils, Nijmegen
Aus der Zeit gefallen. Über Erhart Kästner
Bettina Klix, Berlin
Reinhold Schneider. Vier Versuche über einen unentbehrlichen Beistand
Wolfgang Saur, Berlin
Urbaner Essayist und Künder des Lichts. Das irritierende Vermächtnis Gerd-Klaus Kaltenbrunners
Kveta Kazmukova, Berlin
Berliner Tagebuch (I)
Jörg Schenuit, Berlin
Versuchungen (I)
KATHOLISCHE INTELLEKTUALITÄT
Ekaterina Poljakova, Greifswald
Klerikalismus. Eine Replik auf Charles Taylor, Alexander Pschera und Andreas Wollbold
Klaus Mertes SJ
Über das Schweigen der Kirche. Nachdenkliches aus der Perspektive der Seelsorge
Paolo Orlando, Jamiano
Das Wunder der Ikonen
Kveta Kazmukova, Berlin
Die Tauben. Aquarelle
GESPRÄCH
Ulrich Schacht | Fuge
Irdische Prüfungen. Kampf und Gnade
ARCHIV
Max Picard
>Durch die Schablone hindurch die Wirklichkeit zu merken<.
Martin Knechtges, Berlin
Im Zusammenhang. Ein Nachgedanke zu Max Picards >Zerstörte und unzerstörbare Welt<
Konrad Weiß
Die eherne Schlange
KRITIK
Ekaterina Poljakova, Greifswald
Und der Patriarch schwieg
Peter Strasser, Graz
Der alte Adam in uns. Friedliches Vergessen? Über die schwierige Befreiung vom bösen Geist der Geschichte