Die hohe Wertschätzung, ja der Glaube an Institutionen gehört zu den unverkennbaren Merkmalen der Moderne. Die Vorteile liegen auf der Hand. Wo Institutionen mit festgeschriebenen Regeln die Beziehungen der Menschen untereinander regeln, entstehen Räume, in denen das unkontrollierbare Herrschaftsgebaren Einzelner keinen großen Schaden anrichten kann.
Zugleich aber wissen offenherzig Suchende die ausrichtende Empfehlung von Berufenen, die über die sachdienliche Nutzung von Datenbanken hinausreicht, zu schätzen. Wenn sich Bewunderung, Begeisterung, Entzündung an einem Gegenstand der Wissenschaft oder Kunst ereignen, leuchtet ein Versprechen auf und Eros betritt die Bühne. Wo immer er uns begegnet, herrscht Ausnahmezustand: Schönste Erfahrungen des Ergriffenseins und der lebendigen Weitergabe von Gütern des Geistes gehen auf sein Konto. Doch ist ihm deshalb schon zu trauen? Dürfen wir ihm freies Geleit geben? Immerhin steht er nicht ganz zu Unrecht in dem Ruch, sexuelle Versuchungen zu befördern.
Abbildung: Fotografie von Hein Gorny, „Auf dem Kettenkarussel“ (1933), mit freundlicher Genehmigung der collection regard, Berlin.
ESSAYS
Henning Nörenberg, Rostock
Die Hineintäuschung in das Wahre.
Kierkegaard und die Tradition christlicher Paideia
Les Murray, Bunyah
Religion und Dichtung.
Notizen aus einem Gespräch
Peter Strasser, Graz
Morgengrausen.
Sechs metaphysische Capriccios
Sebastian Wohlfarth, Stepfershausen
Cin – Hermannstädter Tagebuch (II)
GESPRÄCH
Bernd Trocholepczy | FUGE
Die Geduld des Antwortenden.
Über den Zusammenhang von Religion und Erziehung
GEDICHT UND DEUTUNG
Friederike Mayröcker
was brauchst du
Anke Bastrop, Halle
Jenseits der Grenzen
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Als ich das Licht verlöschte ...
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Im Satzgehäuse
BERLIN | BLICKE
Bettina Klix, Berlin
Antonius führt Klage