Bedenkt man, wie vielen Versuchungen und Anfechtungen ein Mensch tagtäglich ausgesetzt ist, will es wie ein Rätsel erscheinen, dass er dem etwas entgegenzusetzen hat. Bei aller Schlechtigkeit, die dem Menschen eignet, lässt er sich doch in der Regel vom Guten leiten. Woher kommt der Widerstand in uns? Ist er das Werk von Erziehern, die auch heute noch, aller routinierten Skepsis zum Trotz, so machtvoll in uns wirken, dass wir uns auf den ausgesetzten Pfaden des Lebens zurechtfinden? Oder sind es die Individuen selbst, die sich, wie Oliver Twist, der fast nie etwas Gutes sah und trotzdem zum Guten fand, an der Hand nehmen, sich selber führen?
Man wird selbsterzieherische und fremderzieherische Anteile nicht auswiegen können, und noch weniger wissen wir, wie die Gnade wirkt, ob wir sie als Einzelne überhaupt erleben können. So behält der alte Traum von der Erziehung des Menschengeschlechts einen fahlen Beigeschmack. Erziehung steht unter dem Vorbehalt des Nicht-Wissens und hat es mit dem Kostbarsten, der Seele des Menschen, zu tun.
Abbildung: Szenenphoto aus "Vertigo", Alfred Hitchcock, 1958.
ESSAYS
Bettina Klix, Berlin
Letzte Versuchungen. Über Martin Scorseses Last Temptation of Christ
Georgia Christinidis, Berlin
Der gestalterische Umgang mit der Welt.Oder: Karrierismus und Bildung als Gegensätze
Sebastian Wohlfarth, Stepfershausen
Cin – Hermannstädter Tagebuch (I)
GESPRÄCH
Martin Knechtges | Fergus Kerr
Warum nicht Dominikaner? Katholische Intellektualität zwischen Aberdeen und Oxford
GEDICHT & DEUTUNG
Stefan George
Ihr tratet zu dem herde
Wolfgang Braungart, Bielefeld
Trostgebärde
Christine Lavant
(Ohne Titel)
Nadja Küchenmeister, Berlin
Verschlossene Räume
ARCHIV
Werner
Jaeger
Paideia Christi
Barth Cordmann, Berlin
Konservativer Geist. Paideia und die letzten Dinge