INHALT
Wer nach dem Heiligen Ausschau hält, dem weht im liberalen Gemeinwesen ein profaner Wind entgegen. Aber es sind nicht die geistig beweglichen Atheisten, die seine religiöse Lebensführung behindern, sondern die zum Dogma erstarrten a-religiösen Tendenzen unserer Kultur. Denn in ihrem Sog werden alle Phänomene des Lebens unbedacht profan gedeutet. Die Glaubenden sehen sich dazu genötigt, ihre religiösen Überzeugungen öffentlich zurückzunehmen, wodurch sich das Gemeinwesen als Ganzes vor die Zumutung gestellt sieht, der Ausrichtung auf Gott verlustig zu gehen.
Die Autoren dieses zweiten Bandes der FUGE erörtern die geschichtliche Tendenz der Profanierung aus unterschiedlichen Perspektiven. Den liberalen Advokaten der Profanierung, die religiöse Gefühle zu mäßigen suchen, damit Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft friedlich miteinander leben können und nicht von den Gewaltausbrüchen des Heiligen heimgesucht werden, stehen die existentiellen Emphatiker gegenüber, die der kompromisslosen und befreienden Leidenschaft des Messianischen zum Durchbruch verhelfen wollen.
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Abbildung: Bühnenbild von Klaus Grünberg für den 3. Akt Rigoletto, Grazer Oper 2007, Foto: Klaus Grünberg.
Feuilletonpressegespräch im Deutschlandradio Kultur zu Fuge 2 mit Jürgen König und den Herausgebern (mp3 mit 4,3 MB)
Volume 2: Profane Impositions Those who search for the Divine will encounter a breeze of profanity in our liberal surroundings. However, it is not the spiritual active atheist who hinders a religious life but rather the unreligious dogmatized tendencies of our culture. In this situation, all phenomena of life are thoughtless in their profanity and believers feel pressure to renounce their religious beliefs in the public. Therefore, society as a whole is forced to lose its orientation towards God. The authors discuss the historical tendency of profanation from different perspectives. In opposition to the liberal advocates of profanation, who try to moderate religious feelings so that people of different cultural origins can live together peacefully without the potential outburst of the holy, there are the existential emphatics who want to force the breakthrough of the uncompromising and liberating passion of the messianic.
ESSAYS
Franz-Xaver Kaufmann, Bielefeld
Den Schutt der Geistfeindschaft wegräumen.
Brachliegende Felder katholischer Intellektualität
Anthony Carty, Aberdeen
Die Gemeinschaft der Völker unter dem Gesetz Gottes.
Naturrechtliche Tendenzen in der Theorie des Völkerrechts
Peter Strasser, Graz
Die Nurweltlichen.
Notizen im Spätherbst
GESPRÄCHE
Friedrich Wilhelm Graf | Jörg Schenuit
Der intellektuelle Eros und die Unmittelbarkeit Gottes
Terry Eagleton | Graham Ward
Die Janusköpfigkeit der gewalttätigen Liebe Gottes
KRITIKEN
Léon Bloy
Gottes Abwesenheit
Rainer Bucher, Graz
Ein verzeihendes Zeugnis für Christus ablegen.
Die Theologie vor dem Phänomen der »Postsäkularität«
BÜCHERSCHAU
Robert Lembke, Jena
Profanierung. Metamorphosen des Heiligen