Schriftsteller
Georges Bernanos (1888-1948) war ein französischer Romancier und Pamphletist. In einer konservativ-katholischen Familie in Paris geboren, von Jesuiten unterrichtet, wurde der junge Bernanos in Rouen Mitarbeiter einer monarchistischen Zeitschrift und Anhänger der extrem antidemokratischen Action Française. Das Ideal ritterlichen Kampfes, mit dem er in den Ersten Weltkrieg zog, hielt jedoch der Kriegswirklichkeit nicht stand. 1917 verheiratete sich Bernanos mit Jeanne Talbert d’Arc; aus der Ehe gingen zwischen 1918 und 1933 sechs Kinder hervor. In der Nachkriegszeit arbeitete Bernanos als Versicherungs-Reisender und schrieb seinen ersten, sehr erfolgreichen Roman Sous le soleil de Satan (1927). Er entschloss sich nun, vom Ertrag seiner schriftstellerischen Tätigkeit zu leben, was sich zeitlebens als schwierig und belastend erwies. Bernanos entfernte sich von der Action Française und brach 1932 ausdrücklich mit deren Führer, Charles Maurras. 1933 wurde der begeisterte Motorradfahrer Bernanos Opfer eines Verkehrsunfalls und musste von da an Krücken benutzen. 1934 verließ er Frankreich, weil er mit seiner Familie auf Mallorca billiger zu leben hoffte. Dort entstanden der Roman Journal d’un curé de campagne (1936) und die Erzählung Nouvelle histoire de Mouchette (1937). Mit der Streitschrift Les Grands cimetières sous la lune (1938), in der sich Bernanos gegen den nationalistischen Putsch in Spanien 1936 und dessen Unterstützung durch den Klerus empörte, schien er die politischen Fronten gewechselt zu haben; tatsächlich blieb er seinem traditionalistischen Ehrbegriff und seinem christlichen Ideal jedoch treu, sah diese aber von der katholischen Kirche nicht gewahrt. In seiner antidemokratischen Gesinnung fühlte er sich durch die Wehrlosigkeit der Demokratien vor Hitler bestätigt. Seit 1938 lebte Bernanos mit seiner Familie in Brasilien, von wo aus er in Vorträgen, Artikeln und Kampfschriften eine geistige Erneuerung Europas jenseits der kapitalistischen Profit- und Verwertungslogik forderte. 1945 von de Gaulle nach Frankreich zurückgerufen, konnte er sich mit der politisch-sozialen Nachkriegsentwicklung nicht arrangieren. Bernanos ging nach Tunesien, erkrankte dort 1948 an Krebs und verstarb in Frankreich.