Deutscher Dichter
Stefan George (1863–1933) war ein deutscher Dichter, der eine starke charismatische Wirkung entfaltete. Geboren als Sohn eines wohlhabenden Weinhändlers im Rheintal bei Bingen, schrieb er schon früh Gedichte und reiste nach seinem Abitur 1888 durch die Hauptstädte des europäischen Geistes. Dabei wurde er vor allem von den Symbolisten um Stéphane Mallarmé, den er in Paris auch persönlich kennenlernte, und den Pre-Raphaeliten in London tief geprägt. In geistiger Nachfolge Baudelaires und Verlaines erschienen ab 1892 die exklusiven Blätter für die Kunst, an denen junge Intellektuelle wie der Schriftsteller und Übersetzer Karl Wolfskehl und der neu-heidnische Denker Ludwig Klages mitwirkten. George, dessen Lyrik ab 1907 zunehmend religiöse und konservativ-prophetische Züge annahm, kritisierte, ohne dies programmatisch werden zu lassen, die wachsende Verflachung des Geistes und der Kunst in der späten Moderne. Die strahlkräftige Alternative seiner Kunst- und Lebensauffassung, vor allem sein persönliches Charisma, machten George zu einem Idol geistesaristokratisch und anti-bürgerlich gesinnter junger Leute in der Weimarer Republik und trieben dem George-Kreis eine Generation von Idealisten zu, unter ihnen auch Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Die Rezeption des Georgeschen Werkes trägt bis heute politische Züge. Dabei trüben Schlüsselloch-Debatten um Georges homoerotische Neigung und um seine Idee einer geistigen Aristokratie den Blick auf sein dichterisches Werk wie auf sein Zeugnis als Lehrer und Meister einer Generation junger Männer vor dem Zweiten Weltkrieg.