Schriftsteller
Léon Bloys (1846-1917) Leben ist geprägt von einem tiefen Hass auf das Aufklärungszeitalter und einer großen Leidenschaft für den Katholizismus. Nach schweren inneren Kämpfen vollzog der Spross einer tiefgläubigen Mutter und eines antiklerikalen Atheisten seit 1869 eine religiöse Umkehr. Seine literarischen Arbeiten spiegeln die zeitlebens prekären ökonomischen Lebensbedingungen des Autors, reichen in ihrem Eintreten für das Mysterium der Armut und gegen den Materialismus seiner Zeit aber weit darüber hinaus. Bloys tiefes Durchschreiten der Sümpfe des Leides und des Schmerzes, aber auch seine maßlosen Angriffe gegen den Protestantismus, gegen Schriftsteller seiner Zeit und gegen die Bürgerlichkeit der Mitte faszinierten und polarisierten Leser von Carl Schmitt bis Heinrich Böll. Mit seiner charismatischen Strahlkraft und seinem Glauben an das Nahen des gegenwärtigen Gottes wurde er ein Wegbereiter des Renouveau catholique (der katholischen Erneuerung) im Frankreich des frühen 20. Jahrhundert. In jüngerer Zeit ist das geistige Erbe des katholischen Fluchers revitalisiert worden in der Zeitschrift Der Pfahl. Jahrbuch aus dem Niemandsland zwischen Kunst und Wissenschaft (Matthes & Seitz). Bei reaktionären Autoren einer anderen Moderne, wie Ernst Jünger, Botho Strauß oder Nicolás Gómez Dávila, findet der aufmerksame Leser Anspielungen auf den französischen Schriftsteller.