französischer Schriftsteller (1838–1889)
Jean-Marie-Mathias-Philippe-Auguste, Comte de Villiers de l’Isle-Adam (1838–1889) war ein französischer Schriftsteller. Aus einem alten, aber verarmten Adelsgeschlecht stammend, kam er als junger Mann nach Paris, wo er sich dank seines poetischen Talents ebenso wie durch sein exzentrisch-genialisches Wesens rasch einen Ruf in künstlerisch-literarischen Zirkeln erwarb. Nach ersten Versuchen unter dem Einfluss der Romantik und des Parnass fand er mit dem 1867 veröffentlichten Kurzroman Claire Lenoir zu jener literarischen Handschrift, die er in den folgenden Jahren zur Vollendung führen sollte: Ein in einer Prosa von höchster Musikalität beschworener schriftstellerischer Kosmos des Jenseitigen und Bizarren, der physischen und vor allem psychischen Grausamkeit und des schwarzen Humors, der zugleich Gegenwelt und zur Kenntlichkeit entstelltes Abbild der bürgerlichen Gesellschaft der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist. Villiers’ außerliterarische Existenz war von materieller Not und zahlreichen mehr oder weniger chimärischen Projekten zur Widerherstellung des Namens und Vermögens seiner Familie geprägt: So erhob er Anspruch auf den vakanten Thron von Griechenland und verfolgte immer wieder glücklose Heiratspläne mit reichen Erbinnen. Obwohl ihm als Bühnenautor und Prosaist ein echter Durchbruch, vor allem im kommerziellen Sinne, lange verwehrt blieb, wurden
seine Werke von Zeitgenossen und Freunden wie Stéphane Mallarmé, Joris-Karl Huysmans und Léon Bloy hoch geschätzt. Sein Einfluss auf die jüngeren Vertreter
des Symbolismus und der »Dekadenzliteratur« des ausgehenden 19. Jahrhunderts lässt sich kaum überbewerten. So bekannte Maurice Maeterlinck: »Alles, was ich gemacht habe, verdanke ich Villiers.« Der amerikanische Literaturkritiker Edmund Wilson erklärte in seiner Studie Axel’s Castle: A Study in the Imaginative Literature of 1870–1930 »Axëls Schloss« – den Familiensitz des Helden von Villiers Drama Axël – gar zum emblematischen Ort einer ganzen literarischen Epoche. Neben diesem Drama, das erst posthum in Buchform veröffentlicht wurde, zählen zu Villiers’ Hauptwerken die Contes cruels (1883, dt.: Grausame Geschichten) und der Proto-Science-Fiction-Roman L’Ève future (1886, dt.: Die Eva der Zukunft).
Comte Villiers de L’Isle-Adam in der FUGE:
Band 16-17, Morbides Denken
Beiträge:
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